Schicksale Ludwigsburger Opfer des Nationalsozialismus – Können wir heute daraus lernen?
Wenige Tage nach der letzten Reichstagswahl (05.03.1933) wurde ein aktiver Sportler und junger Vater aus Hoheneck verhaftet und ins Schutzhaftlager Heuberg gebracht – der erste Tote aus Ludwigsburg nach der Machtübernahme der Nazis.
Der beliebte Hausarzt aus der Mathildenstrasse wurde nach der Reichspogromnacht am 10. November 1938 verhaftet und ins KZ Dachau gebracht.
Die Kriegerwitwe aus der Solitudestrasse hatte eine gerahmte Urkunde mit dem Dank des Vaterlandes an der Wand hängen und glaubte, dass sie deshalb für immer sicher sei. Sie blieb zu lang im Land, für das ihr Mann gestorben war – bis sie deportiert wurde.
Das hübsche, lebhafte, anhängliche Kind, das auch herzhaft lachen konnte, war fast blind. Es lernte erst spät gehen und machte dann gern tanzende Bewegungen. Nach der damaligen Diagnostik wurde sein Verhalten als idiotisch bezeichnet. Das Mädchen wurde in die „Kinderfachabteilung“ eingewiesen. Das war sein Todesurteil.
Der arbeitslose Kaufmann, der in der Wanderherberge in der Gartenstraße übernachtete, wurde in der „Aktion Arbeitsscheu Reich“ 1938 mit tausenden anderen arbeitslosen Wohnsitzlosen, Sinti und Roma, mittellosen Alkoholkranken, Zuhältern und Personen, die mit der Zahlung ihrer Alimente im Rückstand waren, seiner Freiheit beraubt. Bereits 15 Monate danach endete sein Leben im KZ Mauthausen.
All dies geschah ohne großen Widerstand aus der Ludwigsburger Bevölkerung. Vorbereitet wurde dies, indem vorhandene Probleme auf Menschengruppen projiziert wurden. Auch heute gibt es solche Tendenzen. Wir sind noch in der Lage, etwas dagegen zu tun.
Walter Mugler engagiert sich in der Stolperstein-Initiative Ludwigsburg und recherchiert zu Schicksalen von Opfern des Nationalsozialismus.
Die Veranstaltung ist Teil der Wochen gegen Rassismus.
