Friedrich Nietzsches vernichtende Kritik am Christentum ist wohl der bislang radikalste und rücksichtsloseste Angriff gewesen. Sie provoziert mit der Feststellung: „Gott ist tot!“ und gipfelt in dem Vorwurf, die den Menschen aufgezwungene Moral des Christentums sei lebensgefährlich. Mit seinem „Fluch auf das Christentum“ wollte Nietzsche der bürgerlichen Gesellschaft philosophisch einhämmern, wie lebensfeindlich seiner Ansicht nach jene Religion war, welche der europäischen Geschichte und den Völkern Europas so viele Jahrhunderte hindurch ihren moralischen Stempel aufgedrückt hatte. Befreiung vom Christentum sei daher Befreiung hin zum Leben selbst. Wer die heutige Zeit besser verstehen will, der kommt an Nietzsche nicht vorbei. Dr. Hartmut Jericke ist Historiker und Dozent für Geschichte und Philosophie.