Michelangelos Sixtinische Kapelle und das Jüngste Gericht
Die Sixtinische Kapelle, ausgemalt von 1508–1512, und das 30 Jahre später geschaffene „Jüngste Gericht“ entstanden gegen den Wunsch Michelangelos. Er wehrte sich mit aller Kraft gegen beide Aufträge, denn er war nach eigenem Bekunden kein Maler, sondern Bildhauer. Aber beide Male blieben die Päpste hartnäckig und Michelangelo musste sich wohl oder übel fügen. Was der Nicht-Maler dann zuwege brachte, verschlug seinen Zeitgenossen den Atem. Überwältigt bestaunten die Betrachter die gewaltige Schöpfungsgeschichte, die die Decke der Kapelle schmückt, und die ebenso eindrucksvollen Propheten und Sibyllen an den Seitenwänden. Gegenüber dem „Jüngsten Gericht“ wurden neben erneutem Staunen aber auch gefährlich kritische Stimmen laut. Kann man mit so ungeniert nackten Körpern das große Endzeitgeschehen darstellen? Es bestand die Gefahr, dass das Gemälde wieder verschwinden musste. Warum es blieb, werden wir erkunden.
Dr. Werner Heil ist promovierter Historiker und war viele Jahre Lehrer für Geschichte, Philosophie und Deutsch am Goethe-Gymnasium Ludwigsburg sowie Fachleiter für Geschichte am Seminar für Lehrerbildung in Stuttgart.