Zwischen Besatzungszeit und Bürgerrechtsbewegung Für viele afroamerikanische GIs warf der Krieg gegen Nazi-Deutschland die Frage auf, warum sie für Freiheit und Demokratie in Europa ihr Leben aufs Spiel setzten, ohne beides in der Heimat uneingeschränkt genießen zu können. Diese Spannung verstärkte sich, als während der Besatzungszeit viele Afroamerikaner im Nachkriegsdeutschland ein größeres Freiheitsgefühl verspürten als sie es zu Hause, in den Vereinigten Staaten, kannten. Im besiegten Deutschland konnten sie mit Zivilisten – insbesondere auch weißen Frauen – auf eine Weise interagieren, die im Süden der USA unmöglich gewesen wäre. Den Einschränkungen von Jim Crow entronnen, verspürten diese GIs einen Hauch von Freiheit und Macht, der die Spannung zwischen amerikanischen Idealen und Verhaltensweisen noch deutlicher zu Tage treten ließ und den die Bürgerrechtsbewegung dazu nutzte, ihren Kampf um Gleichberechtigung im eigenen Land zu verstärken. Dr. Wilfried Mausbach ist Wissenschaftlicher Geschäftsführer am Heidelberg Center for American Studies (HCA) der Universität Heidelberg, wo er u.a. ein Forschungsprojekt zu den Beziehungen zwischen deutschen und amerikanischen Protestbewegungen der 1960/70er-Jahre geleitet hat.